Der digitale Gold-Standard in der Logistik: Spin-off Logistikbude gewinnt den Fraunhofer-Gründerpreis
Mehrweg-Logistik soll so einfach werden wie Einweg – nur um ein Vielfaches kostengünstiger und nachhaltiger: Mit dieser Vision traten die vier Gründer der Logistikbude vor drei Jahren an, um für das Management von Ladungsträgern eine neue, digitale Basis zu entwickeln. Heute ist diese Vision bereits zu großen Teilen Realität geworden und das Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML hat sich zu einem der spannendsten Start-ups der Branche entwickelt. Anlässlich der Verleihung des Fraunhofer-Gründerpreises sprachen wir mit CEO und Mitgründer Dr. Philipp Hüning.
Philipp, Gratulation zur Auszeichnung. Was bedeutet der Gründerpreis für euch?
Wir sehen darin vor allem eine große Wertschätzung. Zeitgleich mit uns wurden ja viele interessante Fraunhofer-Technologien mit Start-ups ausgegründet. Viele von ihnen wachsen stark und sind erfolgreich am Markt. Vor diesem Hintergrund ist der Gründerpreis natürlich eine wirkliche Auszeichnung. In der Jury sind außerdem viele Experten mit Investment-Expertise vertreten. Dass wir da positiv wahrgenommen werden, ist durchaus auch ein Zeichen, dass wir auch persönlich den Transfer aus der Forschung ins Unternehmertum geschafft haben. Darauf sind wir stolz.
Was sind eure Meilensteine von der Gründung vor drei Jahren bis zur Auszeichnung mit dem Gründerpreis?
Wir wollen Mehrwegsysteme in der Logistik so einfach wie Einwegsysteme machen, das ist unsere Vision. Management, Verbleib und gegebenenfalls Ersatz von Ladungsträgern in der Logistik soll mit unserer Plattform automatisiert und ohne großen Aufwand geschehen.
Diesem Ziel sind wir bei unseren Kunden schon recht nahegekommen, darunter Konzerne und große internationale Logistik-Dienstleister. Unsere Software läuft inzwischen in über 100 Standorten und managt für unsere Kunden mehrere Millionen Mehrweg-Objekte. Wir haben in den vergangen 2 Jahren auch mehrere Preise gewonnen. Wichtiger als Zahlen und Auszeichnungen sind uns allerdings die emotionalen Meilensteine: der erste eigene Mitarbeitende, der erste Kunde, die tagtägliche Teamarbeit, die richtig Spaß macht, weil unsere neuen Kolleginnen und Kollegen im Vertrieb, im Marketing, in der Organisation viele Dinge einfach viel besser können als wir Gründer mit technischem Hintergrund und eher generischem Ansatz. Unser Team ist inzwischen auf 14 Mitarbeitende angewachsen und die Zusammenarbeit mit ihnen ist wirklich ein großer Motivationsschub.
Wie habt ihr euch abgesehen von den Zahlen seit eurer Gründung weiterentwickelt?
Wir lernen jeden Tag dazu. Der wichtigste Entwicklungssprung ist wahrscheinlich, dass wir inzwischen die Nutzerperspektive und die Anwendbarkeit unserer Technologie bei allem, was wir tun, in den Vordergrund stellen. Ein konkretes Beispiel: früher sind wir immer von unserem Algorithmus und den technischen Leistungen unserer Software ausgegangen. Heute wissen wir, dass Unternehmen vor allem daran interessiert sind, Innovationen in das bestehende System reibungslos zu integrieren. Sie wollen keine Abhängigkeiten zu Software-Anbietern eingehen oder das eigene System komplett umstellen. Unsere Schnittstelle zu den Unternehmen ist deshalb inzwischen so einfach, dass sie per Plug and Play genutzt werden kann. Das macht den Einstieg bei uns natürlich viel attraktiver und damit auch die Technologie wirksamer.
Ist die Technologie eure Erfolgsformel im Wettbewerb?
Sie verschafft uns natürlich ein Alleinstellungsmerkmal, aber der entscheidende Vorteil ist die Gesamtsituation unserer Ausgründung: Durch die Zusammenarbeit mit unserem Institut, dem AHEAD-Programm und die Begleitung durch Fraunhofer Venture mussten wir nicht ins kalte Wasser springen, sondern konnten bildlich gesprochen erst mal das Freischwimmen als Unternehmer lernen. Wir hatten von Anfang an ein sicheres Umfeld und strategische Begleiter und konnten frei entscheiden, welchen Weg der Verwertung wir einschlagen wollen. Wir konnten uns in einem professionellen Umfeld aus der Forschung ins Unternehmertum weiterentwickeln und auch als Persönlichkeiten in diese neue Aufgabe hineinwachsen.
Der Fraunhofer-Technologie-Transfer-Fonds (FTTF) war außerdem unser erster Investor. Unser Kernteam hat mehrere Jahre bei Fraunhofer geforscht. Diese Ausbildung ist ein Wettbewerbsvorteil bei der Digitalisierung in der Logistik, den niemand kopieren kann. Es gibt nicht viele vergleichbare Gesamtpakete für den Start eines neuen Tech-Unternehmens.
Wie habt ihr euren Wachstumskurs finanziert?
Wir mussten für unsere großen Kunden Kapazitäten aufbauen. Das geht natürlich nicht nur über organisches Wachstum. Wir haben bewusst unsere Investoren nicht nach der Größe des Investments ausgewählt, sondern danach, wie sie uns auch inhaltlich weiterbringen können. Daher haben wir neben dem FTTF mit XPRESS und Rethink zwei Venture Capital Fonds (VCs) mit Branchenfokus und zudem bekannte Business Angels mit viel Gründungserfahrung gewählt. Sie helfen uns laufend auf der Reise ein wirklich großes und vor allem gutes Unternehmen zu werden. Zu ihnen zählen z. B. der Gründer von Home 24, weitere Gründer aus dem Rocket Internet Universum, der Nachhaltigkeits-Club Better Ventures und die Gründer von ProGlove, wahrscheinlich der größten Startup-Erfolgsgeschichte in der Logistik der letzten 20 Jahre.
Wie arbeitet ihr heute mit eurem Institut zusammen?
Wir haben immer noch einen sehr, sehr engen Draht zu unseren Kolleginnen und Kollegen auf der Forschungsseite. Der Institutsleiter Michael ten Hompel unterstützt uns weiterhin mit Rat, Feedback und seinem Netzwerk. Wenn wir vor neuen technologischen Herausforderungen stehen, diskutieren wir das gemeinsam mit den Kollegen. Gerade im Hinblick auf unsere zukünftigen Märkte ergeben sich daraus auch immer wieder Anknüpfungspunkte für die Forschung und die Möglichkeit, Projekte gemeinsam anzugehen. Als Ausgründung können wir viel effektiver nah an den Kunden arbeiten. Auf der anderen Seite profitieren wir von der Forschungsnähe und der Expertise bei Fraunhofer. Wir sind als Unternehmen unabhängig, aber haben trotzdem die Möglichkeit, bei innovativen Projekten wie ein Tandem zusammenzuarbeiten. Das ist eine interessante Perspektive für alle Beteiligten im Hinblick auf unsere strategischen Wachstumspotentiale und gleichzeitig kommt man sich 0,0 in die Quere. Wir haben mit unserer Lösung im Kernmarkt der Logistik Fuß gefasst, aber die Systematik lässt sich natürlich weiter skalieren, beispielsweise in die Produktion oder den Handel.
Philipp, vielen Dank – dir und deinem Team weiterhin viel Erfolg und alles Gute für euren weiteren Wachstumskurs.