High-Tech-Ausgründungen auf dem Sprung zur Marktführerschaft
Fraunhofer-Technologien können dabei helfen, Märkte neu zu definieren und Unternehmen entscheidende Vorteile im Wettbewerb verschaffen. Immer mehr Ausgründungen aus der Fraunhofer-Forschung nutzen diesen Technologievorteil, um in ihrem Marktsegment außergewöhnliche Erfolgsgeschichten zu schreiben. Wir stellen einige dieser so genannten »Scale-ups« aus dem Hause Fraunhofer – schnell wachsende Start-ups mit validiertem Geschäftsmodell und exponentiellen Wachstumsaussichten – in lockerer Folge vor:
exocad: Die exocad GmbH ist ein dynamisches und innovatives Dental-CAD/CAM-Softwareunternehmen, das neue Horizonte für die digitale Zahnmedizin erschließt: Das Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Grafische Datenverarbeitung IGD ermöglicht es seinen Kunden, komplexe Anwendungen wie Intraoralscans, 3D-Röntgen und sogar Messungen der Kieferbewegung mit vernetzten Geräten durchzuführen und dadurch Behandlungen flexibler, einfacher und benutzerfreundlicher zu gestalten. Seit Gründung im Jahr 2010 setzt das exocad-Team aus Ingenieuren und Forschern technologische Standards in der Dentalmedizin und ist weltweit aktiv. Mit seinem vielschichtigen Netzwerk von Partnern und Systemintegratoren bietet exocad erstklassigen Service und technischen Support. Die Produkte von exocad werden in über 150 Ländern eingesetzt. Mehr als 55.000 Dentalpraxen, Labore und weitere Kunden vertrauen der Technologie von exocad. Der bahnbrechende Erfolg des Fraunhofer Spin-offs überzeugte unter anderem auch Align Technology, Inc.. Der weltweit agierende Hersteller fortschrittlicher Dentaltechnologie übernahm 2020 die Mehrheit an der exocad GmbH für rund 376 Millionen Euro.
Bluu Seafood: »The future is ours to protect« heißt es auf der Website: Das Biotech-Start-up Bluu Seafood gehört weltweit zu den Pionieren für die Erzeugung von Fischfleisch auf Basis von Zellkulturen. Das Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik IMTE trägt damit zur Lösung gleich mehrerer globaler Probleme bei: Über 35 Prozent der kommerziell genutzten Artenbestände weltweit gelten laut World Wildlife Fund als überfischt, 57 Prozent als maximal genutzt. Gleichzeitig nimmt die Belastung des Fangs mit Schwermetallen und Mikroplastik mit jedem Jahr weiter zu. Bluu Seafood züchtet Zellkulturen von Atlantischem Lachs und Regenbogenforellen im Labor – natürlich, gesund, geschmacksecht und im industriellen Maßstab: Das Biotech-Start-up hat im April 2024 in Hamburg die erste Pilotanlage für die industrielle in-vitro-Produktion von Fischfleisch in Europa in Betrieb genommen. Die neue Produktion hebt nicht nur die Herstellung auf ein neues Level. Wachsende Produktionskapazitäten sollen künstlich erzeugtes Fischfleisch langfristig auch wirtschaftlich konkurrenzfähig machen. Mit einer Finanzierungsrunde in Höhe von 16 Millionen Euro hat sich Bluu Seafood das nötige Kapital für die Skalierung der Produktion und das eigene Wachstum gesichert. Bereits in diesem Jahr werden erste Zulassungen und Markteinführungen erwartet. Angeführt wurde die Serie-A-Runde von Sparkfood und LBBW VC. Ebenfalls beteiligt sind der asiatische Investor SeaX Ventures sowie weitere renommierte Kapitalgeber wie beispielsweise Delivery Hero Ventures und Dr. Oetker. Insgesamt hat Bluu Seafood seit seiner Gründung vor rund vier Jahren mehr als 23 Millionen Euro eingesammelt.
Wiferion: Die Zukunft des induktiven Ladens für Elektrofahrzeuge beginnt 2016: Benriah Goeldi, Johannes Tritschler, Florian Reiners und Johannes Mayer gründeten das Deeptech-Start-up Blue Inductive (später Wiferion) am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE aus, mit dem Ziel, das Laden von Elektro-Fahrzeugen und Robotern per Induktion zu ermöglichen. Wiferion-Lader funktionieren ähnlich wie Induktions-Ladegeräte für iPhone oder Tablet, eliminieren aber den entscheidenden Schwachpunkt der meisten herkömmlichen Induktionsladeverfahren: Wiferion-Systeme haben den Energieverlust so reduziert, dass bis zu 93 Prozent der induzierten Energie übertragen werden – ein branchenweiter Spitzenwert. Bereits 2018 kamen die ersten Ladestationen von Wiferion auf den Markt. Bis heute hat das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 8.000 Induktions-Lader an industrielle Kunden verkauft. Im Juni 2023 kaufte Tesla das Fraunhofer-Spin-off für geschätzte 71 Millionen Euro und sicherte sich die weltweit führende Induktionstechnologie für seine Elektrofahrzeuge. Das weitergehende Industriegeschäft von Wiferion wurde anschließend inklusive aller laufenden Verträge und Kundenbeziehungen an die Münchner PULS GmbH weiter veräußert, den Marktführer im Bereich Schienen-Stromversorgungen. PULS verfügt über mehrere internationale Produktions- und Entwicklungsstandorte, mit denen die Wiferion-Technologie in großem Maßstab weiter skaliert werden soll.
Auch große Geschäftsideen starten als kleine Skizzen, die in persönlichen Gesprächen Gestalt annehmen, immer wieder hinterfragt, weiterentwickelt und an Erfahrungen neu ausgerichtet werden. Wir bei Fraunhofer Venture sind stolz darauf, von Anfang an mit den Fraunhofer Gründerinnen und Gründern in spe und den Experten auf Institutsseite zusammenarbeiten – denn auch die großen Investments bauen auf jahrelanger Spitzenforschung, intelligenten Fördermöglichkeiten, Fraunhofer-Beteiligungen oder Seed-Investments aus dem Fraunhofer-Netzwerk auf – und auf Menschen, die an Ideen und Gründerteams glauben, lange bevor sie für Investoren interessant werden.