COLAB-orativer Techtransfer: Erfolgreiche Start-up-Kooperationen am Fraunhofer IZI-BB

Der Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse des Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie hat einen besonderen strategischen Fokus bei Technologietransfer und Ausgründungen gesetzt: Es gehört zu den erfolgreichsten Instituten bei Transfer-Kooperationen mit Start-ups. Wir sprachen mit Dr. Katharina Kasack, verantwortlich für Transfermanagement und Strategie sowie Promotorin am IZI-BB.

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Neben der Leitung Transfermanagement und Strategie ist Dr. Katharina Kasack auch als Promotorin am Fraunhofer IZI-BB verantwortlich

Katharina, du zeigst deinen Kolleginnen und Kollegen am Fraunhofer IZI-BB Transfermöglichkeiten für ihre Forschungsergebnisse auf. Was bringst du für diese Aufgabe mit?

Ich bin promovierte Biochemikerin und war nach meiner Promotion am Fraunhofer IZI mehrere Jahre als Post Doc an der Charité in der Grundlagenforschung tätig. Ich bin allerdings überzeugte Generalistin und wollte Menschen, Labor und praktische Innovation verbinden und Synergien schaffen. Deshalb habe ich nach über fünf Jahren in der medizinischen Forschung eine Stelle am Fraunhofer IZI-BB im Potsdam Science Park angetreten. Die verschiedenen Transfermöglichkeiten waren für mich damals ziemlich neu. Sie waren gewissermaßen meine unternehmerische Herausforderung: Einerseits diese neue Position bestmöglich zu interpretieren und immer weiterzuentwickeln, andererseits mich selbst mit und für die Praxis weiterzubilden.

Kompetente Köpfe zusammen zu bringen und gemeinsam anspruchsvolle Lösungen zu entwickeln, ist meine persönliche Leidenschaft. Als sich mir die Möglichkeit bot, meine Erfahrungen in der Wissenschaft und der unternehmerischen Verwertung in unserem Team am Fraunhofer IZI-BB einzubringen, musste ich nicht lange überlegen.

Das Fraunhofer IZI-BB setzt Technologietransfer vor allem mit Kooperationen um. Wo liegen die Vorteile dieses Ansatzes?

Wenn wir mit bestehenden Start-ups oder auch mittelständischen Unternehmen kooperieren, können wir neue Technologien und Anwendungen mit minimalem Aufwand am Markt platzieren. Wir bringen die Technologie und wissenschaftliche Kompetenz ein, unsere Partner die Erfahrungen mit dem Markt, ein gewachsenes Netzwerk für Marketing und Vertrieb sowie das unternehmerische Know-how für erfolgreiche Produktentwicklung. Damit können wir als noch relativ kleines Institut ein entscheidendes Dilemma lösen: Wir steigern Transfer und Ausgründungen, halten unsere Expertinnen und Experten in den meisten Fällen aber am Institut. Wenn wir bei jedem Projekt Kompetenzträger abgeben müssten, wären unsere Transfermöglichkeiten schnell erschöpft. Mit Kooperationen können wir unsere besten Köpfe und Talente mehrfach in Ausgründungen einbringen.

Wie sieht eine erfolgreiche Kooperation konkret aus?

Eine unserer ersten Kooperationen war gleich mehrfach erfolgreich, weil wir nicht nur eine Technologie marktnah transferiert haben, sondern das Wissen und die Erfahrungen für die Weiterentwicklung unserer eigenen Kooperationskultur nutzen konnten. Die Arbeitsgruppe von Dr. Katja Uhlig hatte ein Verfahren entwickelt, mit dem humane Zellen bei der Kultivierung schonend und effektiv von Oberflächen gelöst werden können. Wir waren vom wirtschaftlichen Potenzial überzeugt und haben das Fraunhofer COLAB kontaktiert, um geeignete Verwertungspartner zu finden. Im Rahmen des AHEAD-Programms arbeiteten unsere Forschenden daraufhin mit dem Biotech-Unternehmen Green Elephant zusammen, um unsere Technologie fit für marktreife Lösungen zu machen. Mit vier weiteren Kooperationsprojekten setzen wir derzeit den bewährten Transferpfad über Kooperationen fort.  

Die Schlüsselkompetenz für diesen Ansatz ist Kooperationsfähigkeit. Wie wird man als Institut fit für Kooperationen mit Start-ups?

Für uns sind drei Faktoren wesentlich: Wir müssen erstens als Organisation selbst von unserem Denken und unseren Strukturen her anschlussfähig sein. Das heißt konkret: Wenn unsere Forschenden die Möglichkeit einer Kooperation ausloten, dann wissen sie bereits vor dem ersten Gespräch, welche Herausforderungen und Vorteile ein Start-up als potenzieller Partner hätte, wie dort gearbeitet wird und wie eine Zusammenarbeit aussieht. Diese Voraussetzungen müssen wir als Promotoren schaffen, beispielsweise durch gemeinsame Veranstaltungen, Coaching oder interne Weiterbildung.

Der zweite wesentliche Faktor ist die eigene Lernbereitschaft und die Fähigkeit, flexibel auf potenzielle Partner einzugehen. Wir am Fraunhofer IZI-BB sind eher das Schnellboot, weniger der Supertanker, und können agil mit Start-ups oder auch innovativen Mittelständlern zusammenarbeiten. So können wir sicherstellen, dass jedes Kooperationsprojekt für beide Seiten maßgeschneidert aufgesetzt wird.

Und drittens stellt die Fraunhofer-Gesellschaft mit dem Fraunhofer Venture, dem COLAB und dem AHEAD-Programm das Know-how bereit, das wir für erfolgreiche Partnerschaften brauchen: Von der Identifikation und Bewertung potenzieller Kooperationspartner über die Unterstützung bei den ersten Sondierungen bis hin zu verschiedenen Kooperationsmodellen. Das AHEAD-Programm gibt uns dann die Möglichkeit, von der Kooperationsidee in den Arbeitsmodus zu kommen und aus einem Transferprojekt ein neues Unternehmen zu machen.

Katharina, vielen Dank für deine Zeit und die spannenden Einblicke in euren kooperativen Transferansatz.