So einfach wie der Kauf am Kiosk: Fraunhofer Spin-off Logistikbude GmbH arbeitet an der Ladungsträger-Lösung der Zukunft

Verwaltung und Verfolgung von Mehrweg-Ladungsträgern, so einfach wie der schnelle Einkauf am Kiosk, dem »Büdchen« des Ruhegebiets: Mit dieser Vision gründeten vier junge Wissenschaftler des Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund die »Logistikbude«, ein Fraunhofer Spin-off, das aus den Milliarden Paletten, Behältern und spezialisierten Ladungsträgern im weltweiten Umlauf einen intelligenten, kosten- und rohstoffsparenden Wirtschaftskreislauf machen will. Aus der smarten Ausgründung der Fraunhofer-Forscher ist inzwischen ein branchenweit beachtetes Zukunftsprojekt geworden, das viele Herausforderungen der aktuellen Logistik löst.

© Logistikbude GmbH
Das Gründerteam der Logistikbude GmbH (v. l.): Jan Möller (CTO), Philipp Wrycza (CEO), Patrik Elfert (CTO) und Michael Koscharnyj (COO).

Viele technologische Grundlagen für neue Hightech-Geschäftsmodelle entstehen in den Laboren und Einrichtungen der Angewandten Forschung. Gerade in datengetriebenen Bereichen können dabei auch neue Gründungschancen offensichtlich werden. Für die vier Gründer des Fraunhofer Spin-offs Logistikbude bildete ihr Forschungs-Know-how die Grundlage für die Gründung ihres Start-ups: Am Fraunhofer IML entwickelten sie im Rahmen eines Industrieprojekts mit der European Pallet Association (EPAL), dem Verein hinter der Europalette, und einer Forschungsarbeit zur Dokumentation von Tauschvorgängen die Grundlagen ihrer Management-Plattform für die Welt der Mehrwegverpackungen.

Die Auswertungen von Echtzeitdaten aus den Kreisläufen der Ladungsträger ermöglichten nicht nur bedeutende Effizienzsteigerungen in den Kreisläufen der Ladungsträger oder die Identifikation von Nachhaltigkeitspotenzialen, sie offenbarten auch allen Beteiligten, welche Chancen intelligente digitale Managementsysteme realisieren könnten. Wenn man konkret durch datenbasierte, automatische Benachrichtigungen Leergut in 20 statt 30 Tagen zurückführt, werden am Ende 30 Prozent weniger neue Ladungsträger benötigt. Dies spart Geld für Neukauf, reduziert die Kapitalbindung und schont die Umwelt. Ihre Forschungsergebnisse und das Feedback der (Pilot-)Kunden wurden so zum entscheidenden Impuls für die Ausgründung der Logistikbude, einem Start-up, dass es sich zum Ziel gesetzt hat, aus den herkömmlichen Logistik-Systemen hocheffiziente, digitalisierte Mehrweg-Kreisläufe zu machen.

Aus den Analysen der Forschenden ging hervor, dass die meisten bestehenden Logistiksysteme im Bereich der Ladungsträger mit beträchtlichen Ineffizienzen wie z. B. Schwund und fehlender Transparenz zu kämpfen haben. Außerdem binden in herkömmlichen, weitgehend analogen Systemen vor allem Tausch und Übergabe der Träger beträchtliche Ressourcen an Personal, Zeit und Aufwand für Planungen, Etikettierungen und Kommunikation zwischen den Akteuren innerhalb der Lieferkette. Komplexe Prozesse und Medienbrüche sorgen zudem dafür, dass genaue Daten zu den zwischen 5 und 10 Milliarden Ladungsträgern im weltweiten Umlauf erst mit wochenlanger Verzögerung für die Trägerverwaltung genutzt werden konnten.

Die Palette der Zukunft: Nachhaltig durch intelligente Technologie  

In vielen bestehenden Mehrwegsystemen klaffen Material- und Informationsflüsse auseinander: Einmal auf den Weg gebracht durchlaufen Paletten, Kisten & Co nicht nur komplexe Transport-, Verlade- und Übergabeprozesse, sondern auch eine Black Box bei der Datenerfassung. Die Plattform der Logistikbude eröffnet der komplexen Welt der Logistik eine einfache Monitoring- und Steuerungsmöglichkeit: Ladungsträger werden mit einer einfachen digitalen ID versehen, die es ermöglicht, den Standort und Zustand jedes einzelnen Ladungsträgers zu jeder Zeit und von jedem Ort aus in Echtzeit festzustellen. Jeder Ladungsträger erhält eine eigene »digitale Akte«, eine Website, auf der sämtliche Informationen dokumentiert sind und beispielsweise Verladevorgänge oder der Zeitpunkt der Warenankunft ohne zusätzlichen Personal- und Verwaltungsaufwand einsehbar werden. Ladungsträger werden dadurch zugleich zu Datenträgern, deren Management durch die Software der Logistikbude nicht nur deutlich einfacher und um ein Vielfaches kostengünstiger wird, sondern auch die reibungslose Umstellung von Einweg- zu Mehrwegsystemen ermöglicht. Nach erfolgreicher Gründung im Oktober 2021 und operativen Start im Januar 2022 konnte die Logistikbude direkt den ersten Kunden gewinnen. Dieses Unternehmen für die innerstädtische Lieferung per Fahrrad, konnte mithilfe der SaaS-Lösung der Logistikbude den Personalaufwand deutlich reduzieren und darüber hinaus einige Tonnen CO2 einsparen. Inzwischen erzielen weitere Kundenprojekte ebenfalls signifikante Einsparungen in anderen Anwendungsbereichen.

Die mittelfristige Vision der Logistikbude verbindet ökonomische Effizienzsteigerung mit Impact in Bezug auf Nachhaltigkeit: Die Datenflüsse sollen in den kommenden Jahren nicht nur Warenflüsse auf Ladungsträgern transparent und steuerbar, sondern gleichzeitig ökologische Kennzahlen wie etwa CO2-Einsparungen messbar machen. Dadurch machen Unternehmen endlich die einfache Verwaltung und Verfolgung von Mehrweg-Objekten möglich.

Ein Spin-off als perfekte Schnittstelle zwischen Forschung und Markt

Der entscheidende Impuls für die Ausgründung der Logistikbude kam aus dem 2018 gestarteten Projekt mit der European Pallet Association (EPAL). Im Rahmen eines Enterprise Labs, also eines länger angelegten Forschungsprojekts im Auftrag eines Unternehmens, wurde die Vision des Ladungsträgers der Zukunft entworfen. Es stellte sich heraus, dass ein großes Potenzial für eine digitale Lösung für das Ladungsträgermanagement auf Basis neuer Technologien besteht.

Das junge Team wurde zudem auch von der Institutsleitung bestärkt und gefördert, als es daran ging, Möglichkeiten einer Ausgründung zu eruieren. »Auch heute noch stehen uns die Türen bei der Institutsleitung immer offen«, ergänzt Dr. Philipp Wrycza, heute CEO der Logistikbude. Auf den FDays, der Vorläufer-Veranstaltung des heutigen AHEAD-Bootcamps, lernten die Gründer in spe ihr zukünftiges Betreuer-Tandem bei Fraunhofer Venture kennen und blieben mit Manuel Hösle (Investment Management) und Sebastian Hohenester (Jurist) in intensivem Austausch. Das Betreuertandem steuerte und strukturierte für das Team vor allem die Themen jenseits der Geschäftsmodellentwicklung, wie beispielsweise rechtliche Fragen, Validierungen oder konkrete Schritte bei der Kundengewinnung. Die vier jungen Gründer konnten sich so auf die Kernaufgaben ihrer Gründung konzentrieren. Philipp sagt heute über die Zusammenarbeit: »Gründungen im Hightech-Bereich sind immer eine Herausforderung – Ausgründungen wegen der Vielzahl an beteiligten Partnern um so mehr. Für uns war es deshalb besonders wichtig, mit Experten zusammen zu arbeiten, die uns professionell durch diesen Prozess moderieren und die Interessen aller im Blick haben«. Den Lizenzvertrag bezeichnet Philipp als »fair und gut«, weil er eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten schaffe. Die Ausgründung der Logistikbude stellt strategisch betrachtet nicht nur eine Fortführung der Erkenntnisse aus der Forschung dar, sie markiert auch eine intelligente neue Schnittstelle zwischen Wissenschaft und praktischer Marktanwendung zum Vorteil aller: Mit Hightech aus der Forschung können gerade junge Unternehmen neue Märkte erschließen und sichern den Lizenzgebenden Instituten gleichzeitig Folgeaufträge und Markt-Know how.  

Haben auch Sie Herausforderungen im Umgang mit Ladungsträgern oder anderen Mehrweg-Objekten? Lernen Sie die Gründer und ihre Lösung näher kennen.

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