Eine Transport-Box die Leben rettet
Stellen Sie sich vor, dass eine neuartige Entwicklung in der Medizintechnik, sogenannte CAR-T-Zellen, als kleine Wunderwaffen den Blutkrebs bekämpfen können - Ihnen würden somit Jahre an Lebenszeit geschenkt. Stellen Sie sich ferner vor, dass, um diese Zellen zu erhalten, eine gentechnische Veränderung im Labor stattfinden muss, die von einer optimalen Lagerung und Transport der Zellen abhängt. Bisher waren jedoch weder die Lagerung noch der Transport dieser empfindlichen Zellen technisch ausgereift, sodass die Behandlungen oft fehlgeschlagen sind und somit viel wertvolle Zeit, Geld und vor allem Hoffnung verschwendete wurden. Jetzt schafft ein Startup aus dem Portfolio von Fraunhofer Venture eine innovative Abhilfe.
(Transport)-fehler im System
ForscherInnen und MedizinerInnen müssen häufig Zellen an Kunden, Forschungspartner, andere Institute oder Industriepartner versenden. Bisher erfolgte der Transport indem die Zellen für den Versand eingefroren werden. Im Rahmen dieses Gefrier-Auftau-Zyklus werden in einem mehrstündigen Gefrierprozess Eiskristalle gebildet, die zu potenziellen Zellverletzungen und sogar zum möglichen Zelltod führen können. Darüber hinaus ist die Puffer/Lösung/Flüssigkeit zum Einfrieren der Zellen meist toxisch. Herkömmliche transportable Inkubatoren können weder eine optimale Temperatur (abhängig vom Anwendungsfall), optimale Atmosphäre (korrekte CO2-Konzentration) noch eine Überwachung der Transportqualität sicherstellen. Die Folge: Der Zelltransport ist häufig fehlerhaft, geplante Forschungsprojekte und die Behandlung von Erkrankten verzögern sich um bis zu zwei Wochen oder können im schlimmsten Fall Zeit schlicht nicht durchgeführt werden.
Ein Fraunhofer-Startup als Problemlöser
An möglichen Lösungen für dieses Problem arbeiteten ForscherInnen der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnologie (EMB) in Lübeck. Nach Jahren kontinuierlicher Forschung und Neuentwicklung entstand die „Cellbox“, eine einzigartige Technologie, die es erstmals ermöglicht, lebende Zellkulturen, Gewebe, zellbasierte Proben und verwandte Biomaterialien unter Laborbedingungen zu versenden. Der Mini-Inkubator ist relativ leicht, nicht größer als ein Paket und passt die Temperatur und die Gasatmosphäre während der Lieferung gemäß Laborstandards an. Lebende Zellkulturen können jetzt ohne Risiko im Auto, im Schienenverkehr oder im Flugzeug transportiert werden. Durch die Reduzierung des Gefrierprozesses wird das Risiko einer Änderung des Aufbaus der Zellstruktur auf ein Minimum reduziert und führt folglich zu einer höheren Qualität und einem höheren Standard des Produkts.
Besonders für hochwertige Zellkulturen, welche mit hohen Kosten verbunden sind, ist dieser neuartige Prozess von zentraler Bedeutung. Beispielhafte Anwendungen beinhalten Zellgewebserneuerungen, In-Vitro Fertilisationen und die bereits erwähnte CAR-T-Zell Therapie (Chimeric Antigen Receptor). Hierbei handelt es sich um eine neuartige Krebsimmuntherapie, bei der der richtige Transport der gentechnologisch veränderten T-Zellen von höchster Bedeutung ist. Die „Cellbox“ ermöglicht einer größeren Anzahl von Krankenhäusern, diese Therapien für eine Behandlung ihrer Krebspatienten zu verwenden.
Forschen, Gründen, Durchstarten: Cellbox geht in Serie
Mit Unterstützung von Fraunhofer Venture wurde das Projekt im Dezember 2016 schließlich erfolgreich ausgegründet. Die Cellbox Solutions GmbH entstand und entwickelte gemeinsam mit der EMB (Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnologie) die „Cellbox“ zur Serienreife weiter. Vergangenen Januar konnte die „Cellbox“ bereits auf der ArabHealth, einer der größten Messen im Bereich Medizin und Gesundheitstechnologie, präsentiert werden. Das Interesse der Besucher der ArabHealth war groß und der Bedarf an einem mobilen Inkubator wurde von zahlreichen Geschäftsbereichen realisiert, sodass die „Cellbox“ ab Sommer 2018 verkauft und versendet werden soll.