Ein Nachbericht
Ein voller Erfolg: der Female Health Hackathon 2018
Als sich vom 2.-4. November 14 Teams im Berliner Fraunhofer Forum trafen, war eines klar: an diesem Wochenende liegt Innovation in der Luft. 90 Teilnehmer, welche aus 350 Bewerben ausgewählt wurden, und sich aus Ärzten, Patienten, Entwicklern, Studenten, Psychologen, Wissenschaftlern und Wirtschaftsexperten zusammensetzten, trafen sich, um unternehmerische Lösungsansätze für reale Herausforderungen in der Frauengesundheit zu finden. Die Herausforderungen wurden zuvor in Zusammenarbeit mit Pfizer, BBraun sowie Ärzten der Charité und der Asklepios Kliniken formuliert. Nennenswert: 75 % der Teilnehmer waren Frauen, ein Anteil, welcher in der Tech-Welt überaus ungewöhnlich ist und zeigt, wie wichtig das Thema ist.
Die Atmosphäre knisterte als der Startschuss für den Female Health Hackathon fiel. Tea Böhm, Projektleiterin des Female Hackathons, begann ihre Rede mit den Worten: „Fraunhofer ist hier um mit unserem Format Brücken zu schlagen– zwischen unterschiedlichen Disziplinen, zwischen Menschen, aber insbesondere zwischen Ideen und Technologien.“ Denn die Herausforderungen im Gesundheitswesen seien derartig komplex, dass wir im Rahmen neuer Formate über unterschiedlichste Disziplinen hinweg zusammenarbeiten müssen. Fraunhofer könne hier einen entscheidenden Beitrag leisten, indem gute Ideen mit Fraunhofer-Technologie gepaart werden und so einen technologischen Kern erhalten. Deshalb auch mit an Bord: elf Fraunhofer-Institute (FIT, IPMS, ITWM, IZM, IZI, IZI-BB, IMS, MEVIS, FOKUS, IIS, IPA-PAMB) sieben Fraunhofer Technologien und über 15 Fraunhofer Experten, die vor Ort mit ihrem Fachwissen und ihren Technologien tatkräftig unterstützt haben.
In den folgenden drei Tagen arbeiteten die Teams voller Elan und Energie an Lösungen für die fünf Challenges zum Thema Brustkrebs, sexuell übertragbaren Krankheiten, Endometriose, Mentaler Gesundheit und Inkontinenz Die Gewinnerteams waren PeriPower (Challenge Inkontinenz), Mellow-D (Challenge Mentale Gesundheit) und JULIET (Challenge Inkontinenz). Alle Teams benutzten im Kern bestehende Fraunhofer Technologien und adaptierten diese in Rücksprache mit den Fraunhofer Forschern für ihre Challenge. Neben dem Gewinnerteam erhielten zwei weitere Teams die Teilnahmezulassung am „Fraunhofer Incubation Bootcamp“ im Februar um ihre innovativen Ideen weiterzuentwickeln.
Im Gespräch mit Tea Böhm wollten wir herausfinden, wie sie das Event erlebt hat, was ihr besonders gut gefallen hat und welche Chancen für die Zukunft entstanden sind.
Der Hackathon hat ja zum ersten Mal stattgefunden, was hat dich am Meisten überrascht? Lief irgendwas besonders gut?
Was uns sehr imponiert hat, war die große Anzahl und Qualität der Bewerber. Stolz sind wir auch auf den besonders hohen Frauenanteil von 75%! Unter den Teilnehmern waren viele Ärzte und Krankenpfleger, Entwickler, Designer, Forscher und sogar Patienten. Zwei MIT-Studentinnen sind unabhängig voneinander extra für die Veranstaltung als Teilnehmerinnen eingeflogen. Damit hätten wir nicht gerechnet! Wir haben also den Luxus gehabt aus den besten Bewerbern auszuwählen und das hat sich auch in der Qualität der Lösungen widergespiegelt. Bei so einem Innovationsformat kann man nie voraussehen, was am Ende herauskommt und muss darauf vertrauen, dass die Teilnehmer ihren Teil dazu beitragen werden. Dass es fast ein Selbstläufer wird, wenn man die richtigen Leute einlädt und ihnen die notwendige Unterstützung gibt, das hätten wir nicht gedacht.
Welches Team / Welche Technologie stach für dich am Meisten hinaus?
Das Gewinnerteam Peripower. Das Team, geleitet von einer Krankenschwester mit langjähriger klinischer Erfahrung in der geriatrischen Medizin, erarbeitete einen Lösungsvorschlag mit einem kostengünstigen RFID-Pad zur Anwendung in der Windel für Menschen mit Inkontinenz. Für mich persönlich war das Besondere, dass die drei Gewinnerteams Fraunhofer Technologie in ihre Lösungen eingebaut haben, was nicht bei allen 14 Teams der Fall war. Die unabhängige Jury hat in diesen Ideen das größte Potenzial gesehen, was uns zeigt, dass Fraunhofer-Technologie den Unterschied macht.
Was konntet ihr vom Hackathon mitnehmen/lernen und wie geht es jetzt weiter?
Die wichtigste Erkenntnis ist, wie wichtig es ist unterschiedlichste Experten an einen Tisch zu bringen und zielgerichtet an einer Challenge arbeiten zu lassen. Diese Art der Vernetzung eröffnet ganz neue Ideen und Spielräume, um über die Disziplingrenzen hinweg innovative Lösungen zu entwickeln. Wir wissen gleichzeitig auch, dass wir den Ideen auch das technologische Fundament geben müssen – eine Aufgabe, die keiner besser leisten kann als Fraunhofer. Aber wir haben jetzt auch alle Hände voll zu tun, um die Teams über die Veranstaltung hinaus zusammen mit den Unternehmenspartnern zu betreuen, damit die Ideen in den Markt kommen. Deshalb nehmen ab Februar fünf Gewinnerteams am Fraunhofer Inkubationsprozess teil. Dort wird die Idee auf Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit geprüft. Best Case Scenario: Aus der Idee entsteht ein Start-up und die Lösung gelangt in die Hände der Patienten. Die Corporate Challenge Geber (Pfizer und BBraun) haben bereits großes Interesse an der Weiterarbeit mit Fraunhofer sowie den Teams und Ideen bekundet.
Da der erste Fraunhofer Hackathon ein Erfolg war, ist der nächste in Kooperation mit dem Verbund Deutscher Maschinen- und Analgenbauer mit dem Titel „Hacking Engineering“ für 2019 in konkreter Planung.
Impressionen vom Hackathon
48 Stunden in rund 3 Minuten zusammengefasst. Wie viel Spaß die Teilnehmer beim Erarbeiten von konkreten Lösungsansätzen der vordefinierten Challenges hatten, zeigt unser Film.