Spin-off Gründer von morgen: Wie Fraunhofer für studentische Talente attraktiver werden kann

Was können Fraunhofer-Institute tun, um trotz des vielzitierten »War for Talents« auch in Zukunft die besten Köpfe und Talente für sich zu gewinnen? Eine Karriere in der Forschung mit der Perspektive auf eine Ausgründung könnte eine Möglichkeit sein, junge High-Potentials für die Fraunhofer-Forschung zu gewinnen. Wir sprachen mit dem Entrepreneur Luca Stöckl, aktuell Biotechnologie-Student an der TU München und Europarekordhalter in der Kürbiszucht.

© Luca Stöckl (privat)
Luca Stöckl, aktuell Biotechnologie-Student an der TU München und Europarekordhalter in der Kürbiszucht

Luca, Gratulation zum Rekord und dem größten Kürbis Europas. Hat dir dein Studium zum Erfolg verholfen? 

Mein Studium hat es mir möglich gemacht, die Pflanzenzucht auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen, aber für einen Rekord Kürbis von über 1000 Kilo – den ersten dieser Größe in Deutschland überhaupt – braucht es natürlich mehr: technisches Verständnis, um mit Sensorik und digitalen Instrumenten Wachstum, Witterung, Bodenqualität und vieles mehr zu überwachen und zu steuern und vor allem Leidenschaft. Außergewöhnliche Züchtungen kann man nicht nur über Wissen und Kompetenz erzielen. Ich bin täglich über 100 Kilometer gefahren, um parallel zu meinem Studium an der Pflanzenzucht und meinem Rekordversuch zu arbeiten. Man braucht diesen inneren Antrieb, um die Limits immer weiter nach oben verschieben zu können. Ich begeistere mich für Pflanzenzucht, insbesondere die Kürbiszucht, seit ich 8 Jahre alt bin. Beinahe ebenso lang experimentiere ich mit unterschiedlichen Sorten, Standortbedingungen und vielen weiteren Einflüssen. So lernt man auch aus Fehlern. Im letzten Jahr habe ich zum Beispiel bei einigen Nährstoffen überdüngt und hatte einige Rückschläge in der Zucht.

Aber vielleicht hat mir genau das in diesem Jahr geholfen, die optimale Mischung für meine Pflanzen zu finden. Mit meinem Studium der Biotechnologie möchte ich mir dafür die wissenschaftlichen Grundlagen aneignen und die nächste Dimension der Pflanzenzucht erschließen.

Was ist diese »nächste Dimension« in der Pflanzenzucht? 

Die Pflanzenzucht der Zukunft muss Lösungen für die Herausforderungen und Probleme entwickeln, die wir heute haben beziehungsweise die für unsere nahe Zukunft absehbar sind. Pflanzenzucht kann zum Beispiel neue Sorten oder Eigenschaften hervorbringen, die Nutzpflanzen resistenter gegen die Folgen des Klimawandels machen, klimafreundliche Mischkulturen besser tolerieren, Anbau in schwierigen Lagen oder Klimazonen ermöglichen oder sogar bessere Grundstoffe für die medizinische Nutzung liefern. Die Forschung kann hier viele neue Potentiale erschließen und eine Basis für die wirtschaftliche Verwertung liefern. Das ist sozusagen die Vision hinter meinem Studium und auch Teil meiner Begeisterung für Pflanzenzucht.

Kannst du dir vorstellen, nach deinem Studium deine Leidenschaft zu professionalisieren und zum Beispiel ein Start-up zu gründen?

Das ist der Plan. Es gibt unendlich viele Nischen und Herausforderungen für Start-ups oder Mittelständler im Bereich Pflanzenzucht. Mein Studium und auch mein jahrelanges Engagement als Autodidakt und Hobbyzüchter hilft mir da sicher, aber ich weiß natürlich, dass mir dafür noch einige Bausteine fehlen. Wenn man wirklich Neues hervorbringen will, dann reicht es eben nicht, Europas größten Kürbis zu züchten. Mein nächstes Ziel ist es, spätestens ab dem Master aus meiner Leidenschaft ein Forschungsthema zu machen. Ich muss mir auch mehr betriebswirtschaftliches und unternehmerisches Know-how aneignen, damit ich aus meinem Wissen und meiner Erfahrung so etwas wie ein Geschäftskonzept machen kann.

© Luca Stöckl (privat)
Luca Stöckl mit seinen Kürbis, den ihn den Europarekord in der Kürbiszucht beschaffte

Du hast Fraunhofer Venture kennengelernt. Wir helfen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, auf Basis von Fraunhofer-Technologie und -Kompetenzen Start-ups auszugründen. Wäre so eine Kombination für dich oder deine Kommilitoninnen und Kommilitonen interessant?

Forschung und Unternehmertum sind genau die beiden Bausteine, die ich persönlich noch brauche und ich weiß, dass es vielen meiner Kommilitonen genauso geht. Ich habe immer versucht, mich parallel weiterzubilden. Ich war zum Beispiel während eines Auslandssemesters in England Mitglied der Entrepreneurship Society und habe viele Workshops zum Thema besucht, aber das ist natürlich noch kein stringentes Programm mit Roadmaps und Coaching, wie ihr es Fraunhofer-Forschenden anbietet. Ich finde das ein ausgesprochen attraktives Programm. Wenn es die Möglichkeit gibt, Forschung und Gründung zu verbinden, wäre die Anstellung an einem Fraunhofer-Institut nach meinem Studium ideal für mich und vermutlich auch für viele meiner Mitstudentinnen und Studenten.

Luca, vielen Dank für deine Zeit und die Hintergründe zum Zuchtrekord. Natürlich hat Fraunhofer Interesse an wissenschaftlichem Nachwuchs mit Unternehmergeist. Lass uns in Kontakt bleiben! 

 

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