Die scapos AG – ein Startup, das aus dem Raster fällt
Seit ihrer Gründung im Jahr 2009 bietet die scapos AG Forschungseinrichtungen und KMUs Unterstützung beim Vertrieb ihrer Softwareprodukte an. Dabei greift das Unternehmen auf ein weltweites Netz von Vertriebspartnern zurück, welches es ermöglicht, die innovativen Lösungen der Partner auch in Wachstumsmärkten wie Asien zu vertreiben. Technische Softwareprodukte von Forschungseinrichtungen wie z.B. der Fraunhofer Gesellschaft und Lösungen innovativer Start-ups kennzeichnen das Angebot der scapos AG. Im Mittelpunkt stehen dabei Themen wie Simulation (CAE), Packungs- und Zuschnittsoptimierung oder HPC und Cloud.
Was steckt hinter der scapos AG?
Thorsten Bathelt: Die scapos AG ist anders als der klassische Forschungs-Spin-Off: Wir entwickeln oder produzieren keine Produkte oder Dienstleistungen, sondern sind ein auf den Vertrieb technischer Software spezialisiertes Unternehmen. Dadurch sind wir schlank, können unsere Prozesse auf die Besonderheiten des Lizenzvertriebes ausrichten und beliefern weltweit Kunden und Partner mit Lösungen aus der Forschungswelt. Beispiele für unserer Produkte sind z.B. eine Software zur Berechnung optimaler Behälterbefüllungen mit komplexen Bauteilen oder eine Kompressionssoftware, welche Ergebnisdaten aus Crashberechnungen der Automobilindustrie um mehr als einen Faktor 10 reduziert. Als zweites Standbein hat sich das F&E Projektmanagement von großen EU Forschungsprojekten, welche assoziiert zu den Themen unseres Produktportfolio sind (HPC/Cloud/Big Data, Computer-Aided Engineering), etabliert.
Euch gibt es mittlerweile seit fast 10 Jahren, wie habt ihr euch in der Zeit weiterentwickelt und was waren wichtige Meilensteine für euch?
T.B.:Die scapos Produktpalette ist in den letzten 10 Jahren gewachsen und damit verknüpft auch die Anzahl der Partner, welche die Softwareprodukte entwickeln. Das daran gekoppelte personelle Wachstum (auch wenn scapos nach wir vor ein kleines Unternehmen ist) zieht zwangsläufig organisatorische Veränderungen nach sich. Aufgaben und Rollen müssen verteilt, Schnittstellen definiert und, ganz wichtig, Vertretungspläne erstellt und eingehalten werden. In einem kleinen Unternehmen sind die Aufgaben zwar verteilt, Flexibilität ist aber immer gefragt, da Urlaub, Krankheit oder auch die viele Dienstreisen immer zur Übernahme von Tätigkeiten der Kollegen führen.
Ganz wichtige Meilensteine waren die Kooperationen mit unseren weltweiten Vertriebspartnern. Insbesondere in den asiatischen Ländern ist es für ein KMU fast unmöglich, Verträge mit großen Konzern direkt aus Europa zu schließen. Hier helfen uns unsere Partnerfirmen Kunden zu gewinnen, diese zu betreuen und über die Jahre zu weiteren Lizenzkäufen zu bewegen.
Warum seid ihr damals ausgegründet?
T.B.:In den einzelnen Fraunhofer Instituten sind die Prozesse nicht wirklich auf den Vertrieb von Software ausgelegt. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen sind mit Ihren technischen Arbeiten und der Projektakquise vollkommen ausgelastet und jedes Nachfassen von z.B. Messekontakten ist zusätzliche, und zum Teil auch ungeliebte, Arbeit. Wir haben uns darauf spezialisiert und die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen (CRM System mit Anbindung der Lizenzdatenbank, Software und Prozesse zur Exportkontrolle, Mitarbeiter/-innen mit hervorragenden Fremdsprachenkenntnissen etc.). Des Weiteren war die Vertragsgestaltung unter den Bedingungen einer Forschungseinrichtung für den Produktvertrieb sehr schwierig. Die klassischen F&E Verträge konnten für die Lizenzüberlassung nicht verwendet werden, eine individuelle Vertragsverhandlung war aber für beide Seiten kaum machbar und nicht marktüblich. Standardsoftware wird in der Regel zu Lizenzbedingungen und nicht mit individuelle Verträgen ausgeliefert. Hier agieren wir nun wie ein klassisches Softwarehaus und können somit schnell und ohne juristische Hürden den Kunden beliefern.
Inwiefern, hat sich eurer Meinung nach, die Startup Landschaft seit eurer Gründung verändert?
T.B.:Als „Sonderling“ in der Gründerwelt haben wir einige Hürden klassischer Spin-Offs nicht nehmen müssen, insbesondere haben wir keine externe Finanzierung in Anspruch genommen. Vielleicht aber haben TV Formate wie „die Höhle der Löwen“ u.Ä. das Bewusstsein in der Öffentlichkeit geschaffen, dass hervorragende Ideen nicht immer ausreichen, um erfolgreich zu sein, aber auch Misserfolg als Gründer keine Schwäche darstellt, sondern es Stärke bedarf, diesen z.T. sehr schwierigen Weg, zu gehen.
Vielen Dank für das Interview, Thorsten und weiterhin viel Erfolg mit der scapos AG!